03.08.2020 Fellbacher Zeitung Mischling Smarti muss zum Einsatz
Mit sieben Teilnehmern findet der erste Kurs „Erste Hilfe am Hund“ nach dem CoronaLockdown statt. Allerdings müssen sich die Hundebesitzer auf das Zuschauen beschränken, denn ihnen sind Übungen am lebenden Objekt nicht erlaubt. Eva Herschmann
Smarti hat die Ruhe weg. Der achtJahre alte Rüde, eine Mischung aus Border Collie und Münsterländer und zudem ausgebildeter Rettungshund, ist das lebende Anschauungsobjekt für die sieben Kursteilnehmer. Geduldig hält er die Pfote hin und lässt sie sich von Ilona Steichele einbinden. Auch beim Ohrenverband bleibt er brav sitzen. Zum ersten Mal in diesem Jahr, in dem die Corona-Viren grassieren, hat der DRK-Ortsverein Kernen „Erste Hilfe am Hund“ angeboten
Hunde suchen und retten vermisste Menschen und sogar Ertrinkende. Hunde führen oder begleiten blinde oder sehbehinderte Menschen. Aber Hunde sind auch neugierig, suchen, spielen, raufen und reißen manchmal aus, und es kann schnell was passieren. In dem Kurs lernen Hundehalter einfache und schnelle Hilfeleistungen, mit denen sie einen verletzten Hund versorgen oder für den Transport zum Tierarzt vorbereiten können.
Wie beim Menschen, so ist Fieber auch beim Hund ein Anzeichen, dass er krank ist. Zwischen 38 und 39 Grad ist normal, alles drunter und drüber ist gefährlich. Wer beim Hund Temperatur messen will, muss die Angelegenheit von hinten anpacken.„Am besten nimmt man ein Thermometer mit flexibler Spitze und fettet es ein“, erklärt Ilona Steichele den Teilnehmern am Samstag im DRK-Heim in Rommelshausen, die wegen der Abstands- und Hygienevorgaben nur Zuhören und Zuschauen dürfen.
Den Vorgang demonstriert Ilona Steichele auch nicht an Smarti. Denn der Rüde muss nicht für alles herhalten. In Sachen Reanimation mit Mund-zu-Nase-Beatmung übernimmt„Casper“, der braune Silikon-Hund, und bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung springt der große Plüschvierbeiner der Rasse Berner Sennerhund für seinen lebendigen Kollegen ein.
Den Pfotenverband nimmt Smarti keiner ab. Doch sein Frauchen Carmen Köble hält ihren felligen Liebling während der Prozedur mit Leckerchen bei Laune. Ilona Steichele legt erst weiche Stoffstreifen zwischen die Zehen, bevor sie sorgsam zu wickeln anfängt. Geschützt wird der Verband mit einer selbstklebenden Binde. Smarti bekommt von der Kursleiterin eine gelbe verpasst.„Es gibt die Binden auch passend zum Halsband. In schönen Designs“, erzählt Ilona Steichele. Trotzdem finden es viele Vierbeiner einfach nur ätzend.„Die sind dann kaum mehr in der Lage, sich fortzubewegen.“
Smarti gehört nicht zu diesem Typ Hund. Stattdessen zeigt er, dass er mit einer verbundenen Vorderpfote nach den ersten etwas ungelenken Tapsern gut vorwärts kommt. Es gibt Hunde, die versuchen sich den Verband herunter zu knabbern, erzählt Steichele.„ Dagegen helfen spezielle Binden, die einen unangenehmen Bitterstoff enthalten. Allerdings gibt es auch völlig schmerzfreie Exemplare, die den Verband trotzdem fressen.“
Häufig können Frauchen und Herrchen erste Hilfe leisten. Etwa bei einem Insektenstich, der mit Kühlpacks oder mit Honig behandelt werden kann. Wobei das Bienenprodukt Hunde zum Schlecken animiert. So schnell wie möglich professionelle Hilfe wird aber gebraucht, wenn der Hund einen Kreislaufkollaps, eine Vergiftung oder einen Magendreher hat.
Plötzlich schrillen im DRK-Heim die Alarmglocken. Die Rettungshundestaffel des Ortsvereins Kernen wird im Kreis Ludwigsburg gebraucht. Smarti muss zum Einsatz. Ob ihm die Suche nach einer vermissten Frau recht kommt? „Ich glaube, er hat schon ein paar mal gedacht, warum habe ich mich freiwillig für diesen Kurs gemeldet“, sagt sein Frauchen lachend. Aber für Leckerchen laufe Smarti sogar mit Pfotenverband herum. Der nächste Kurs soll am 27. November im DRK-Heim in Rommelshausen stattfinden.