06.09.2010 Kinder genießen Disziplin der Hunde
Waiblinger Kreiszeitung Berglen Rettungshundestaffel aus Kernen im Kinderferienprogramm der Berglen
Was Labrador Eddy, der Australian Shepherd Ash, Mischling Bobby und die anderen Vierbeiner können, geht über "Pfötchen geben" und "Mach' Sitz" weit hinaus. Logisch, sind ja auch Profis: Die Rettungshundestaffel Kernen zeigte im Rahmen des Kinderferienprogramms unter reichlich Applaus vor 70 Kindern ihr Können. Eingeladen hatte der Tierschutzverein Berglen.
"Das sind ja mal liebe Kerle", sagt eine Mutter, deren Sohn und Tochter sich den Kinderferienprogrammpunkt ausgeguckt hatten. Lauter "liebe Kerle" machen hier auf Zuruf die tollsten Sachen: Einmal laufen sie über eine Wippe und über wacklige Bretter, sie balancieren über eine Leiter, machen "aus der Bewegung heraus" Platz, überqueren freudig schwanzwedelnd ein Gerüst und schrecken auch vor einer Tunnel-"Begehung" nicht zurück. Normalerweise würde sich ein Hund sträuben, in eine Röhre zu kriechen - nicht so die ausgebildeten Hunde, die im Fall der Fälle mit den unterschiedlichsten Untergründen und Hindernissen klarkommen müssen. Das haben sie im Gehorsamstraining und bei der Gerätearbeit gelernt, von der die Kinder Kostproben zu sehen bekommen.
Für die Hunde spielen die Kinder liebend gerne Slalomstangen" Für die nächste Übung brauche ich zehn Freiwillige", wendet sich Sanitätshelfer Wolfgang Stetter an die Kinder. Sofort gehen etliche Hände in die Höhe, mehr als zehn. Die Kinder brennen darauf, den vierbeinigen "Helden" möglichst nahe zu kommen. Sei es als Assistent bei der "Gerätearbeit" oder als Statisten, die eine Notfallszene nachspielen. Lust, einen Rettungshund an der Leine zu führen, mit ihm Slalom zu laufen oder umgekehrt als menschliche "Slalomstange" zu fungieren, haben viele der über 70 Kinder, die hinter der alten Kirche unten am Bolzplatz am Zipfelbach einen Halbkreis um die "Stars" des Vormittags machen: Eddy, Ash, Bobby und Sunny.
"Warum guckt der Hund immer zu dem Mann hoch?", will ein Kind wissen und erfährt, dass es ein "Zeichen von Aufmerksamkeit" gegenüber "Herrchen" oder "Frauchen" ist. "Unterordnung" nennt sich die Disziplin, da es im Ernstfall wichtig ist, dass Hunde und ihre Besitzer gut zusammenarbeiten. "Warum gibt es wohl die Geräte?", stellt Sanitätshelfer Wolfgang Stetter eine Frage an die aufmerksam zuhörenden Zuschauer, die aktiv mit einbezogen werden. "Damit sie in der freien Natur jemand aus einer Schlucht oder unter Trümmern retten können", weiß ein Mädchen die Antwort. "Der rennt sogar die ganz schwierige Leiter runter", staunt sie.
Dann, schon das nächste "Kunststück": "Wer selbst einen Hund hat, der weiß, dass sie wackelige Bretter gar nicht mögen", erklärt einer der Sanitätshelfer. Imponierende Tricks und Gehorsamsübungen haben die Rettungshunde drauf, dafür gibt es von den Kindern Applaus. "Die gefallen mir, die sind alle so lieb", ruft ein Kind. "Lieb", das heißt gut ausgebildet und erzogen, sind sie deshalb, weil sie, so Stetter, "Spaß an der Arbeit" haben.
Zu Schauzwecken wie jetzt im Kinderferienprogramm wirkt es spielerisch und erinnert ein bisschen an Zirkus, doch jedes Kind weiß spätestens nach der Hundestunde mit der Rettungshundestaffel: Diese Hunde sind nicht fürs Gefallen trainiert, sondern um im Ernstfall das Leben eines Menschen zu retten. Lebensretter werden sie nur, wenn Rettungshund und Mensch ein Team werden, ergo: Die Kommunikation muss bis in feinste Nuancen stimmen.
Jeder Rettungshundeführer hat sein eigenes Rezept: "Manche verstehen sich auf ein Zeichen, andere arbeiten über die Stimme", erklärt eine Sanitätshelferin. Freudig, engagiert sieht die "Arbeit" der fünf Rettungshunde aus. Wie sie die Ohren spitzen, brav zu "Herrchen" oder "Frauchen" schauen und sie nie aus den Augen lassen, wie sie auf ein winziges Zucken der Mundwinkel anfangen zu bellen - das gefällt den Kindern. Sie wollen mitmachen und dafür ist das Ferienprogramm ja da: Sie dürfen mit den Hundeführern Runden drehen, das Sozialverhalten der Hunde in vollen Zügen genießen - und zum Abschluss noch einen Rettungswagen von innen sehen.