12.04.2023 Waiblinger Kreiszeitung Herzinfarkt: Wo finde ich Defibrillatoren?
Von unserem Redaktionsmitglied Pia Eckstein Rems-Murr Im ganzen Kreis gibt es öffentlich zugängliche Defis: Eine Karte verrät die Standorte / Die Rettungsleitstelle führt Ersthelfer per Telefon dorthin
Irgendwo auf der Straße steht ein Mensch – und plötzlich kippt er um. Oder ergreift sich an die Brust, schmerzgepeinigt – und dann kippt er um. Jetzt geht’s um Minuten. Notarzt rufen, wiederbeleben, im Idealfall zum Defibrillator greifen. Aber wo ist einer? Tatsächlich: Es gibt eine Karte, in der jeder Standort der öffentlich zugänglichen Defis im Rems-Murr-Kreis verzeichnet ist.
Die Internetadresse der Internetadressen, wenn’s um einen Herz-Notfall geht, lautet: www.kardioverein.de – und dann auf den roten Button rechts oben klicken „Defi-Karte aktuell“. Dann taucht der Rems-Murr-Kreis auf. Und der ist gepflastert mit dem Piktogramm für jene Schock-Maschinen, die ein Herz wieder in Gang bekommen. Das Zeichen für einen Defibrillator ist grün, hat ein großes weißes Herzdrauf, in dem ein grüner Blitz zuckt, in der rechten oberen Ecke ist noch ein kleines, weißes Kreuz. Hier, sagt die Karte, ist der Lebensretter. Hier kannst du ihn holen. InAlfdorf gibt’s 16, in Waiblingen 26, in Kaisersbach drei, in Schorndorf 40 und so weiter.
Jetzt darf ein allererster Ersthelfer, der direkt beim leblosen Patienten steht, mit-nichten das Smartphone zücken, die Karte suchen, den nächsten Defi finden und loslaufen, um das Gerät zu holen. Beim Herzanfall geht’s um Minuten. Bleibt das Herz stehen, existiert der Blutkreislauf nicht mehr. Innerhalb von acht Sekunden, sagt Kardiologe Dr. Thomas Eul, ist das Gehirn ohne Sauerstoff, spätestens nach fünf Minuten fangen die Hirnzellen an abzusterben.
Die Reihenfolge-Regel für Ersthelfer lautet so:
- Liegt ein Mensch am Boden, sprechen Sie die Person an: „Hören Sie mich?“
- Keine Reaktion? Schütteln Sie die Person an den Schultern.
- Keine Reaktion? Achten Sie auf die Atmung: Keine normale Atmung?
- Rufen Sie die Notrufnummer 112 an. Oder veranlassen Sie eine andere Person, den Notruf abzusetzen.
- Beginnen Sie sofort mit der Herzdruckmassage! Machen Sie den Brustkorb frei. Legen Sie die Handfläche auf die Mitte der Brust, die zweite Hand auf die erste Hand. Halten Sie die Arme gerade und gehen Sie senkrecht mit den Schultern über den Druckpunkt. Drücken Sie das Brustbein fünf bis sechs Zentimeter nach unten. Und zwar 100- bis 120-mal pro Minute. Keine Pausen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes!
- Keine Angst vor brechenden Knochen! Egal, was passiert: Sie können dem Menschen, der da liegt, nur helfen!
- Übrigens: Laien müssen keine Beatmung durchführen. Im Blut sagt Dr. Thomas Eul, ist noch so viel Sauerstoff, dass bei schneller Herzdruckmassage das Hirn ausreichend versorgt wird.
Kommt ein zweiter Helfer hinzu, kann der sich von der Rettungsleitstelle zum nahen gelegenen Defibrillator leiten lassen. Die Rettungsleitstelle hat die Karte des Kardiovereins auch vorliegen. Wer sich in seinem Heimatort oder dort, wo die Arbeitsstelle liegt, einfach nur zur Sicherheit vorher schlaumachen will, kann sich die Karte jederzeit privat anschauen.
Dass Ersthelfer so gut und so schnell reagieren, ist die Rettung für Herzanfall-Patienten. Denn der Notarzt – oft innerhalb kurzer Zeit vor Ort – kann bei aller Eile nicht so schnell sein. Innerhalb von zehn bis 15 Minuten, so die politische Vorgabe in Baden-Württemberg, soll ein Notarzt beim Patienten ankommen. Das ist zu lange fürs Gehirn. Doch wenn’s länger als fünf Minuten dauert, kann der Patient zwar vielleicht wiederbelebt werden. Aber, sagt Fachmann Thomas Eul, das Hirn trägt wohl schwere Schäden davon. Das Leben danach wird ein traurig anderes sein.
Öffentlich zugängliche Defibrillatoren sind im Übrigen so gemacht, dass jeder, der Deutsch versteht, sie anwenden kann. Sie sprechen nämlich. Schritt für Schritt erklärt das Gerät, was zu tun ist.
Mit der Herzmassage fortfahren, bis der Defi dazu auffordert, aufzuhören Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) führt Interessierte gut verständlich in die Nutzung eines Defibrillators ein. Sehr wichtig im Notfall: Der eine Ersthelfer muss mit der Herzmassage weitermachen, bis der zweite Helfer die beiden Elektroden-Pflaster auf den nackten Oberkörper der bewusstlosen Person geklebt hat. Das Gerät gibt Schritt für Schritt Anweisungen. Die Herzdruckmassage muss so lange fortgeführt werden, bis das Gerät dazu auffordert, sie zu unterbrechen.
„Gemeinsam gegen den Herzinfarkt“: Termin am 21. April
Dr. Thomas Eul ist Vorsitzender und Gründungsmitglied des Kardiovereins Rems-Murr-Kreis „Gemeinsam gegen den Herzinfarkt“.
Dank der vielen Veranstaltungen, Vorträge und Wiederbelebungstrainings dieses Vereins konnten die Überlebenschancen von Herzinfarktpatienten im Rems-Murr-Kreis erhöht werden. Nachweislich heißt es aus dem Landratsamt, „stieg unter anderem die Zahl der Reanimationen durch Laien und der Einsatz von Defibrillato-ren“.
Im Verein engagieren sich viele Kardiologen aus dem Rems-Murr-Kreis.
Die Arbeit des Vereins ist so erfolgreich, dass zwölf weitere Landkreise das Konzeptübernommen haben.
Am Freitag, 21. April, findet in der Schwabenlandhalle in Fellbach eine große Veranstaltung des Kardiovereins Rems-Murr-Kreis statt: Rems-Murr schockt: Ein Landkreis wird Lebensretter.
Saalöffnung ist um 17 Uhr, Beginn um 18 Uhr.
Ärzte klären darüber auf, was bei Herzinfarkt oder Herzstillstand zu tun ist. Das DRK-Rems-Murr zeigt an Puppen die Wiederbelebung und den Einsatz des Defibrillators. Verschiedene Experten aus Politik, Medizin und Krankenversicherung be-antworten Fragen. Mit dabei: Sozialminister Manne Lucha.
Im Anschluss können Bürgerinnen und Bürger mit geschultem Personal die Handhabung eines Defibrillators lernen und unter professioneller Anleitung eine Herz-massage üben.