23.03.2015 Waiblinger Kreiszeitung Gute Laune bei der Markungsputzete
- Sonne und weniger Müll in Rommelshausen und Stetten / Doch es fehlte an Helfern WKZ - Ellen Schonter, vom 23.03.2015
Knapp 60 Helfer schwärmten am Samstagmorgen vom Betriebshof aus, um Wälder, Bäche und Wegränder von Müll zu befreien. Nicht nur das sonnige Wetter sorgte bei der Markungsputzete für gute Laune: Rommelshausen und Stetten waren dieses Jahr sauberer als sonst und auch der Anteil von Giftmüll war gering. Dafür fehlte es an Einzelhelfern.
„So, jetzt nach links!“, ruft Josef Engler am Ende der Seestraße. Die sechsköpfige Truppe der IG Streuobst biegt ab in Richtung Bauernlinde. Ausgerüstet ist sie mit Handschuhen, Müllsäcken und Greifzangen, um den Müll vom Wegrand und Büschen zu sammeln. Dabei sind sie nicht allein - auch die Jäger aus Rommelshausen und Stetten, die Jugendfeuerwehr, BUND und Nabu, die Fischpächter und das Rote Kreuz sowie die Diakonie laufen in sechs Gruppen ihre eingeteilten Gebiete ab. Knapp 56 Helfer hatten sich am Samstag zur Markungsputzete in Kernen im Betriebshof eingefunden, etwas weniger als die üblichen 70 bis 80.
Fast-Food-Müll und Scherben beim Sportplatz
Eine davon ist Irmgard Engler in der Gruppe der IG Streuobst. Schon seit fast 30 Jahren ist sie bei jeder Putzete dabei, „eigentlich, solange es sie gibt“, lacht sie und erinnert sich, wie sie damals noch die kleine Tochter auf dem Rücken mitnahm. In den vielen Jahren hat sie schon einiges gefunden: „Wir hatten mal ein Bild von einem Hirsch, eine Schubkarre ohne Räder und eine Schreibmaschine“, zählt sie auf, während sie Papierschnipsel aus einem Brombeerstrauch fischt. Heute ist der Müll weniger kurios, es ist vor allem Verpackungsmüll, den die sechsköpfige Gruppe auf ihrem Weg durch die Streuobstwiesen einsammelt: hier ein Schokoriegel-Papier, da Plastikfolie und Kaffeebecher und besonders am Ende der Route, dem Sportplatz, viele Scherben und Fast-Food-Müll. Davide Caligiuri, ein junger Weinstädter, der seine Sozialstunden abarbeitet und die Truppe der IG Streuobst begleitet, findet: „Wenn hier mehr Mülleimer stehen würden, würden die Leute sie auch benutzen und es wäre sauberer.“ Irmgard Engler hält dagegen: „Das ist Erziehungssache. Wenn ich wandere, nehme ich meinen Müll wieder mit, das ist doch ganz einfach.“
Karl-Heinz Schmid, Vorsitzender der IG Streuobst, setzt eher auf regelmäßige Säuberung: „Die Grundregel ist ja: Je mehr Müll da liegt, desto mehr kommt dazu - und umgekehrt.“ So hat jeder seine Meinung zu Müll - aber einig ist sich an diesem sonnigen Tag die ganze Gruppe: Es liegt wenig Müll auf den Wegen. „Es war schon viel schlimmer“, findet Karl-Heinz Schmid. „Als zum Beispiel vor einigen Jahren die Müllgebühr teurer war, hat man sofort gemerkt, dass mehr Leute ihren Müll draußen abladen.“
Nach knapp drei Stunden finden sich alle Gruppen wieder im Betriebshof ein und laden ihre Müllsäcke in den großen Container. Der Eindruck der IG Streuobst bestätigt sich: Nur sieben Kubikmeter Müll wurden gesammelt, üblicherweise kommen bei der Putzete rund zehn Kubikmeter zusammen. „Es wird in den Jahren peu à peu weniger“, stellt Frank Hoffmann von den Jägern Rommelshausen fest, als sich alle freiwilligen Helfer mit Schnitzel und Kartoffelsalat stärken.
Selbst am Blauen Loch gemäßigte Zustände
Selbst an beliebten Feierplätzen wie dem Blauen Loch sah es am Samstag gemäßigt aus: „Es war nur ein halber Sack Flaschen, wo wir schon mal zwei volle hatten“, so Hoffmann. Besonders erfreulich: Gefährlichen Giftmüll scheint es weniger zu geben; früher fanden die Jäger zum Teil Kübel voller Altöl, Lacke oder Farben. „Und letztes Jahr hatten wir auch viele Autobatterien - dieses Jahr nur eine einzige“, freut sich Franz Wari von den Jägern Stetten, die zusammen mit Helfern der Diakonie Stetten in den Wäldern sammelten. Unverändert blieb aber die Zahl der Autoreifen: „Im Frühling ist die Zeit der Reifenwechsel, da liegen jedes Jahr viele herum“ so Wari.
Zwar ebenfalls weniger verschmutzt, aber immer noch ‚Hotspot’ für Müllsünder blieben die Bäche. „Hier ist die Verlockung zum Wegwerfen einfach zu groß, da sieht es keiner“, sagt Ruben Heß, Jugendfeuerwehrwart in Kernen. Mit 14 Jugendlichen war die Jugendfeuerwehr angerückt und hatte sich den Beibach und die Hangweide vorgenommen. „Da liegt viel Baumaterial und Elektroschrott herum“, so Heß. Aber auch er ist positiv überrascht: „Wir hatten schon mal zwei volle Ladeflächen, dieses Jahr ist sie nur zur Hälfte voll.“ Verärgert zeigte sich Fischerpächter Gotthilf Burr, der sich um den Haldenbach und das Haldenbachtal gekümmert hat. „Die Grillstelle dort sah schlimm aus: Viele Sektflaschen und Bierflaschen, und es hat immer noch geraucht“, so Burr; zwei Säcke seien allein dort voll geworden. Umweltbeauftragte Annerose Mößner bedauert, dass wenige Einzelhelfer wie Familien gekommen sind. „Die innerörtlichen Gruppen haben gefehlt, daher konnten wir die Grünzonen dort nicht bearbeiten.“ Erfreulich sei aber, wie wenig Müll und viele tolle Helfer es gegeben habe.