24.09.2018 Fellbacher Zeitung Wolfgang Riethmüller ist Ehrenbürger
Kernen Ilona Steichele vom Rotkreuz-Ortsverein erhält beim Bürgerempfang die Ehrenmedaille. Ehrenamtspreise gehen an Birgit Jäger (CVJM Rommelshausen), Azubi-Patin Margret Baur sowie Sofie Zirkelbach und Pascal Martin (Katholische Kirchengemeinde). Von Eva Herschmann
Die Auszeichnung mit der Ehrenbürgerwürde hat Seltenheitswert. Bisher wurde nur dem 2014 verstorbenen ehemaligen Bürgermeister Günter Haußmann in Kernen diese Ehre zuteil. Nun haben die Mitglieder des Gemeinderat und die Verwaltung mit Wolfgang Riethmüller wieder einen Bürger gefunden, dem die höchste Auszeichnung gebührt, die eine Gemeinde als Zeichen der Wertschätzung vergeben kann. Im Rahmen des Bürgerempfangs am Samstag wurde außerdem die ebenfalls selten vergebene Ehrenmedaille an Ilona Steichele vom DRK-Ortsverband Kernen verliehen.
Dass Wolfgang Riethmüller im Bürgerhaus in Rommelshausen im Rampenlicht stehen würde, stand fest, nicht aber, dass er auch zu den Geehrten gehört. Erst hatte er als Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung deren Ehrenamtspreise vergeben. Mit dem großen Preis wurde Birgit Jäger vom CVJM Rommelshausen ausgezeichnet. Eine weitere Auszeichnung ging an Azubi-Patin Margret Baur. Den Sonderpreis Jugend erhielten Sofie Zirkelbach und Pascal Martin von der katholischen Kirchengemeinde für ihr Engagement in der Jugendarbeit.
Gegen Ende der Veranstaltung unter dem Motto „Miteinander in Kernen“ wurde Wolfgang Riethmüller erneut auf die Bühne gebeten, um selbst in den höchsten Tönen gelobt zu werden – als „Persönlichkeit und bekanntes Gesicht unserer Gemeinde“, sagte Bürgermeister Stefan Altenberger.
Vier Begriffe verbindet der Schultes mit dem neuen Ehrenbürger: Apotheker, Gemeinderat, Gründer der Bürgerstiftung und Kunstschaffender. Viele Jahre war Wolfgang Riethmüller als Apotheker eine Institution, mehr als 25 Jahre lang saß er für die Unabhängigen Freien Wähler (UFW) im Gemeinderat, lange Zeit als Fraktionsvorsitzender. Wolfgang Riethmüller hat das Bürgerfrühstück initiiert, die beliebte „Ohren-auf“-Reihe mit Kinderkonzerten in der Glockenkelter sowie die Ehrenamtspreise. Als leidenschaftlicher Fotograf, Kunst- und Kulturfreund hat der 75-Jährige zudem für den Verein Kunst und Kultur Kernen, kurz Kukuk, das Projekt „Fahnen für Kernen“ zur Remstal-Gartenschau 2019 angestoßen. „Mit all dem hat er deutliche Spuren in der Gemeinde hinterlassen“, erklärte Stefan Altenberger. Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde sei ein Dank für seine Lebensleistung und sein Engagement.
„Erst dachte ich, muss das sein? Ich hätte mich auch über die Ehrenmedaille gefreut. Aber wenn der Gemeinderat meint, es muss sein, kann ich es akzeptieren“, sagte Wolfgang Riethmüller bescheiden.
Mehr als zehn Träger der Ehrenmedaille soll es zeitgleichnicht geben, so lautet der Beschluss des Gemeinderats. Seit Samstag gehört Ilona Steichele vom Ortsverband Kernen des Deutschen Roten Kreuzes zum illustren Kreis der Geehrten. Als Neunjährige kam sie zum Jugendrotkreuz Rommelshausen, blieb nach Gründung des Ortsvereins Kernen bis 2017 dort aktiv und bildete Generationen von Jung-Sanitätern aus. Von 2000 bis 2015 war Ilona Steichele zudem im Kreisverband Rems-Murr Ansprechpartnerin für alle Gruppenleiter im Jugendrotkreuz.
Seitdem die 43-Jährige die Nachwuchsarbeit an ihre Nachfolger übergeben hat, engagiert sie sich in der Rettungshundestaffel, ist Ausbilderin für Erste Hilfe, für Erste Hilfe am Hund, ein Kursprogramm, das Ilona Steichele über die Kreisgrenzen hinaus federführend auf die Beine stellte, und für alle, die Ersthelfer-Ausbilder werden wollen. „Sie hat sich jahrzehntelang um das Gemeinwohl und das Miteinander in Kernen verdient gemacht“, sagte Andreas Wersch, Gemeinderat und Feuerwehrkommandant in seiner Laudatio für die „Angehörige der Blaulicht-Familie“. „Ich freue mich wirklich ganz arg über die Ehrenmedaille, aber ich tue doch nichts anderes als ganz viele andere Ehrenamtliche auch“, sagte Ilona Steichele.
Die Hip-Hop-Gruppe und Big Band der Jugendmusikschule Unteres Remstal nutzten das Fest im Bürgerhaus für Eigenwerbung. Bürgermeister Altenberger warb für die vielen Treffpunkte für das „Miteinander in Kernen“ wie die neue Ortsmitte in Rommelshausen oder die bald erneuerten Klosterstraße in Stetten.
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Infos zum Bürgerempfang
Ehrenbürger 1992 hat der Gemeinderat den langjährigen Bürgermeister Günter Haußmann zum bisher einzigen Ehrenbürger der Gesamtgemeinde ernannt. Er war von 1964 bis 1975 Gemeindeoberhaupt von Rommelshausen und von 1977 bis 1992 Bürgermeister der neu formierten Gemeinde Kernen. Die früher selbstständige Gemeinde Rommelshausen hat den Industriellen Willy Rüsch und Paul Käßer, Bürgermeister von 1937 bis 1945 und 1948 bis 1964, zum Ehrenbürger erhoben. Stetten hat vor dem Verlust der Selbstständigkeit dem Afrikaforscher Karl Mauch, der zwischen 1865 und 1872 Transvaal, Natal und Südrhodesien bereiste und dabei die Ruinen von Simbabwe entdeckte, die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Träger der Ehrenmedaille Die Auszeichnung wurde bisher dem Unternehmer Heinrich Becht, dem früheren Gemeinderat und Vereinsvorsitzenden Otto Bosch, dem früheren Gemeinderat und CVJM-Vorsitzenden Siegfried Merz, dem weltweit berühmten Bauingenieur Jörg Schlaich, dem früheren Gemeinderat und Rektor der Karl-Mauch-Schule, Franz Miller, den Ehrenamtlichen im Sport Gerhard Ziegele, Gabi Schuster und Herbert Hagenlocher, dem früheren Vorstandsvorsitzenden der Diakonie Stetten, Pfarrer Peter Schlaich, Ingrid Fink vom Deutschen Roten Kreuz, dem Gemeinderat und Festorganisator Erich Ehrlich, sowie dem Naturschutzwart Heinrich Ritter zuteil.
Persönlichkeiten Persönlichkeiten Stetten und Rommelshausen haben eine Vielzahl von Persönlichkeiten hervorgebracht. Etwa den Spielmann Johann David Pfeffer (1769-1842), oder Hermann Medinger (1900-1979), den Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Mitwirkender beim Stuttgarter Kabelattentat. Auch Württembergs Weinbauexperte Otto Linsenmaier, der Bauingenieur Jörg Schlaich, der Präsident des VfB Stuttgart Wolfgang Dietrich und Bernd Bachofer, Koch und Fachbuchautor, mit einem Stern im Guide Michelin, haben hier ihre Wurzeln.
Auszeichnung Auch die Gemeinde selbst wurde im Rahmen des Bürgerempfangs ausgezeichnet. Die Arbeitsgemeinschaft Netzwerk Familie Baden-Württemberg hat Kernen das Prädikat „Familienbewusste Kommune Plus“ verliehen. Dafür hat die Gemeinde in vielen Bereichen die Kriterien der Familienfreundlichkeit erfüllt. „Kernen hat 65 Prozent der möglichen Punktzahl erreicht, das ist sehr gut“, sagte Hansjürgen Meinhardt, der stellvertretende Vorsitzende des Netzwerks Familie. eha