27.11.2009 Blutspende als Lebenselixier
Fellbacher Zeitung Rommelshausen Die Gefahr der Übertragung von Schweinegrippe durch Spenderblut ist äußerst gering. Von Brigitte Hess
Eine absolute Sicherheit wird es nie geben", sagt Helga Reichenow. Beim Blutspendetermin in "Rom" untersucht die Ärztin, unterstützt von drei Kollegen, Spendenwillige auf ihren Gesundheitszustand. "Wenn bei jemand morgen die Grippe ausbricht, haben wir das natürlich nicht in der Hand", sagt die Ärztin. Allerdings vermehren sich Grippeviren innerhalb von kürzester Zeit, also kann davon ausgegangen werden, dass derjenige, der sich gesund fühlt und fieberfrei ist, auch kein Virusträger ist.
Vier Blutspendetermine durch das DRK gibt es in Kernen jährlich, zwei in Stetten, zwei in Rommelshausen. Im Durchschnitt kommen 150 Personen zum Aderlass. "Diese Zahl werden wir bis heute Abend halb acht auch erreichen, bisher waren schon 120 Spender da", sagt am frühen Abend Michael Filippi, Bereitschaftsleiter der DRK-Ortsgruppe Rommelshausen. Im katholischen Gemeindehaus herrscht reger Betrieb, auf den Liegen wird den Menschen Blut abgenommen, auf Stühlen sitzen die Wartenden und am großen Tisch haben sich die, die bereits gespendet haben, zum Vesper hingesetzt.
"Die ersten zwei Tage nach einer Blutspende ist der Organismus durch den Verlust an weißen Blutkörperchen etwas empfindlicher und man erkältet sich beispielsweise leichter", erklärt Helga Reichenow. Ab dem dritten Tag habe der Körper den Blutverlust aber wieder ausgeglichen und das Immunsystem sei durch die Blutspende sogar gestärkt. Dieser Effekt halte mehrere Wochen an. Auch ein zu hoher Blutdruck werde durch die Blutverdünnung beim Blutspenden stabilisiert, erklärt die Allgemeinärztin.
Alle Spendenwilligen füllen beim Betreten des Gemeindehauses zunächst einen Fragebogen aus. Anhand eines "vertraulichen Selbstausschlusses" kann jeder überprüfen, ob sein Lebenswandel in der Vergangenheit vielleicht nicht so sehr dafür geeignet war, Blutspender zu sein. Vor allem homo- und bisexuelle Männer oder Menschen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern werden hier angesprochen. "Diese Personengruppe kann dann durch einen Aufkleber mit einem anonymen Strichcode signalisieren, dass ihr Blut nicht verwendet wird", sagt Helga Reichenow. Ein Untersuchungsergebnis bekommt die Person dann trotzdem: "Und das kostet sie im Vergleich zu einer ärztlichen Blutuntersuchung nichts", sagt die Ärztin.
Sie und ihre Kollegen nehmen jeden potenziellen Spender in Augenschein, hören ihn ab, messen Fieber und stellen bestimmte Fragen. "Wer in den vergangenen vier Wochen eine Grippe mit Fieber, Husten, Schnupfen und/oder Durchfall durchmachte, darf kein Blut spenden", sagt Reichenow. Auch Zahnentzündungen und entzündete Wunden stehen der Spende entgegen. Darüber hinaus wird jede Blutspende automatisch auf Syphilis, Aids und Hepatitis D und C untersucht und bei positivem Ergebnis vernichtet.
Für Otto Kaltenbach ist das kein Problem. Er spendet seit vielen Jahren Blut, am Dienstag gab er seine 108. Spende ab. "Er ist rundum gesund", sagt die Ärztin nach der kurzen Untersuchung. Und Kaltenbach fühlt sich nach der Spende sogar noch besser: "Das regelmäßige Blutspenden ist für mich ein Lebenselixier, ich fühle mich danach immer wochenlang besonders gut", sagt Kaltenbach.