Tatsächlich waren aber Hunde die Stars an diesem Vormittag: Die Fachgruppe biologische Ortung des Ortsvereins Backnang des Technischen Hilfswerks (blaue Uniformen), der Bundesverband Rettungshunde Rems Murr e.V. aus Leutenbach (schwarz-rot) und die Gruppe Rettungshunde des DRK Ortsverbands Kernen (grau-weiß) waren zu einer gemeinsamen Übung zusammengekommen.
An diesem Tag ging es darum, sowohl den Flächensuch- wie auch den Mantrailing-Hunden der drei Organisationen Gelegenheit zu geben, unter realistischen Bedingungen, das heißt, in Gottes freier Natur, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Person vermisst? Polizei alarmiert die Hundestaffeln
Gemeinsam deshalb, erklärte Michael Filippi, der Abschnittsleiter Rettungshunde des Kernener Roten Kreuzes und für die Übung Verantwortliche, da im Ernstfall diese drei Organisationen ebenfalls zusammenarbeiten. Grundsätzlich, so Fillipi, sei die Suche nach vermissten Personen eine originäre Polizeiaufgabe. Bei Bedarf alarmiere diese dann die Hundestaffeln. „Wir sind alle ehrenamtlich tätig und kostenlos im Einsatz. Wir opfern unsere Freizeit und sehr viel Energie für diesen Dienst an der Gemeinschaft“, betonte Filippi. „Sind dann Menschen in Not, freuen wir uns, wenn wir unseren Teil dazu beitragen können, um mit unseren Kenntnissen und Fähigkeiten zu helfen.“
Zehn Versteckte mussten die Hunde suchen
Insgesamt, so Filippi, seien bei dieser Übung 57 Personen, 19 Hunde und 9 Einsatzfahrzeuge beteiligt. Zehn Personen hätten sich in der Umgebung versteckt und müssten von den Hunden und ihren Führern aufgefunden werden. Und die DRK-Ortsgruppe Remshalden sei ebenfalls mit dabei, als Hausherr kümmere sie sich um das leibliche Wohl der Übungsteilnehmer, „bei diesem schwül-heißen Wetter alles andere als unwichtig.“
Mindestens ein Dutzend Einsätze im Jahr
„Zwölf- bis fünfzehnmal im Jahr“, ergänzte Markus Daiß, der 1. Vorsitzende des „Bundesverbandes Rettungshunde Rettungshundestaffel Rems-Murr e.V.“, seien die Hunde und deren Führer seines Vereins im Einsatz, sowohl mit Flächensuch- wie auch Mantrailing-Hunden. Flächensuchhunde, erklärte er, durchsuchten als Team mit ihrem Führer eine Fläche von 20 000 bis 30 000 Quadratmeter, also locker fünf Fußballfelder, und meldeten jede Person, die sie dort antreffen. Dank seiner hervorragenden Nase benötige ein Hund dafür ca. 20 Minuten. Wollte man dasselbe mit Menschen leisten, wäre dafür eine 50-Personen-Suchmannschaft nötig. „Mantrailing-Hunde dagegen, wie man sie vor allem aus Western und Kriminalfilmen kennt, nehmen den Geruch einer Person auf, etwa anhand eines Kleidungsstücks, suchen eine Spur dieser Person und verfolgen sie dann. Als Übungsobjekte für diese Hunde wurden schon am Vorabend Spuren gelegt. Die Hunde müssen nun die jeweiligen Personen in Winterbach und Schorndorf finden.
Fast jeder Hund kann Rettungshund werden
Grundsätzlich, so Daiß, sei jeder Hund zum Rettungshund geeignet, fast alle Rassen und jeder Mischlingshund. Er müsse nur über den entsprechenden Trieb zum Suchen verfügen, lernwillig und Menschen gegenüber freundlich eingestellt sein. Idealerweise sei er nicht zu groß, aber auch nicht zu klein, damit er keine Probleme habe, sich in schwierigem Gelände zu bewegen. Ein neunzig Kilogramm schwerer Molosser wäre somit wohl nicht der ideale Kandidat. „Meine Freundin und ich haben miteinander zwei Schäferhunde. Für uns ist es ein Hobby, das uns große Freude bereitet“, erzählte Daiß. „Wir arbeiten auf diese Weise miteinander und mit unseren Hunden, die wiederum eine Aufgabe haben, die sie herausfordert und auslastet. Und alle miteinander gemeinsam im Verein können wir dabei Gutes tun!“
Ein erfüllendes Hobby: Hund wird Flächensuchhund
Für Sandra Höcklein und ihren vierjährigen Australian Shepherd „Yukon“ ist es ebenfalls ein erfüllendes Hobby. Schon bevor sie den Hund hatte, sei sie beim Backnanger THW gewesen. Nein, nicht des THW wegen sei sie auf den Hund gekommen, aber nun hätten sie eine schöne gemeinsame Aufgabe, nämlich „Alaskas“ Ausbildung zum Flächensuchhund. „Heute sind wir vor allem hier wegen der Hunde, um ihnen Gelegenheit zu geben, die erfolgreiche Arbeit im Team mit ihren Führern zu üben“, ergänzte Andrea Hildebrand von der THW Geschäftsstelle Stuttgart. „Aber eine derartige gemeinsame Übung über die Vereinsgrenzen hinaus ist natürlich ein ganz besonderes Highlight!“, sagt sie. „Wir sind froh, als THW mit dabei zu sein und diejenigen, mit denen wir ja im Ernstfall zusammenarbeiten, noch näher kennen- und schätzen zu lernen!“
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Nix geht über Rettungshunde
Durchweg einig war man sich an diesem Morgen, dass Suchroboter, wie sie zum Beispiel Prof. Alexander Ferworn an der Ryerson University in Toronto für die kanadische Polizei und Armee entwickelt, keine Konkurrenz für leibhaftige Suchhunde darstellen.
Wohl hätten Roboter durchaus ihre Vorzüge in Trümmerlandschaften sowie minen- und blindgängerverseuchtem Gelände, und selbstverständlich, betonte Andrea Hildebrand, kommen beim THW beide Komponenten zum Einsatz, also sowohl Technik wie auch Tier.
Aber wer kann schon mit einem Roboter herumtoben, ihn knuddeln, mit ihm Freud und Leid teilen?