17.01.2005 Hundenase schlägt Technik
Stuttgarter Nachrichten Stuttgart Auch ein gesprengtes Gebäude kann noch von Nutzen sein. In den Trümmern des Schwesternwohnheims der Stuttgarter Frauenklinik übten die Rettungshundestaffeln aus Stuttgart, Kernen und aus Basel am Samstag die Personensuche. VON PETER-MICHAEL PETSCH
Rettungshund Lucky geht immer der Nase nach. Spielerisch überwindet der Golden Retriever große Betonstücke, sicher umkurvt er spitzige Eisenstangen, die aus den Trümmern ragen. In der unmittelbaren Nachbarschaft dröhnen die Motoren der Abrissbagger, doch Lucky verfolgt unerschütterlich seine Spur. Und seine Nase ist gut. Nach wenigen Augenblicken hat der Trümmerhund seine Aufgabe erfüllt: Er hat eine in den Abbruchtrümmern versteckte Person gefunden. Lucky meldet seinen Erfolg mit lautem Gebell und darf sich über ein Leckerle als Belohnung freuen.
"Was Hundenasen erriechen können, das kann man bis heute mit moderner Technik nicht ersetzen", erklärt Wolfgang Straub, der Bereitschaftsleiter der Stuttgarter Rettungshundestaffel. Deshalb seien die Hunde bei der Personensuche, ob in Wald und Flur oder wie in diesem Fall, in einem Trümmergelände, unverzichtbar, so Straub weiter. "Wir haben circa 30 bis 40 Einsätze im Großraum Stuttgart jährlich, alles ehrenamtlich, finanziert nur durch Spenden. Dabei suchen unsere Rettungshundeführer meist nach abgängigen alten Menschen, Kindern oder Personen, die selbstmordgefährdet sind", erläutert der Bereitschaftsleiter das Aufgabenfeld seiner Hundestaffel.
Sie sind aber auch im Einsatz, wenn ein Gebäude nach einer Gasexplosion eingestürzt ist. Somit ist der Trümmerberg auf dem ehemaligen Klinikgelände in Stuttgart-Berg ein Glücksfall für Hundeführer und Vierbeiner. "Trotzdem, eine Übung birgt auch Gefahren für Mensch und Tier. Deshalb haben wir eine Tierärztin und Rettungsdienstpersonal mit vor Ort, die im Ernstfall sofort Hilfe leisten können", berichtet Hundeführer Jörg Ulmer. Am Samstag wurden sie glücklicherweise nicht gebraucht - Hundeführer und Rettungshunde blieben unversehrt.