23.09.2010 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Waiblingen – die „Jugend“ unterhält brillant beim Festprogramm
Staufer Kurier Waiblingen „Abenteuer-Welt“ – aktiv, fast wie im richtigen Leben
(gege) Lodernde Flammen, schwindelnde Höhen und atemberaubende Rettungsaktionen – die Jugendfeuerwehr und ihre Mitstreiter haben bei ihrem Festprogramm auf der Erleninsel am Samstag, 18., und am Sonntag, 19. September 2010, eine „Abenteuer-Welt“ versprochen und hielten Wort. Kinder und Jugendliche konnten an diesen beiden Tagen nahezu hautnah erleben, was es heißt, als Retter aktiv zu werden und unter erschwerten Bedingungen zum Extremsportler zu werden.
„Eintritt“: ein fester Tritt oder ein massiver Hub mit der Schulter, und offen war die Tür. Diese nicht nur unübliche, sondern an der heimischen Wohnzimmertüre streng untersagte Variante des Öffnens kostete die jungen Teilnehmer einige Überwindung. Was dem geübten Feuerwehrmann ein Leichtes ist, war für den Laien eine echte Herausforderung. Doch Übung machte auch in diesem Fall den Meister und das gute Gefühl, für den Ernstfall gewappnet zu sein, gab es zum Spaß hinzu.
Auch bei der „Höhenrettung“ waren die Sportler im Vorteil: an einer am Kran aufgehängten dreigliedrigen Säule galt es, sich an den Klettermarken Meter um Meter – gut angeleint – in schwindelnde Höhe zu begeben und oben, zum Zeichen der Ankunft, die Feuerwehrglocke zu läuten. Hoch durch die Lüfte ging es, ebenfalls am Beckengurt gesichert, vom in den Baumwipfeln aufgebauten Gerüst auf schwungvolle Fahrt am Drahtseil. Geschick war im schaukelnden Flammenmeer gefragt, wo es galt, sich durch die wiegenden Flammenattrappen hindurchzuschlängeln ohne Schaden zu nehmen.
„Ei, ei, ei, man sieht ja wirklich garnix!“ rief ein kleiner Bub, der aus dem Zelt herauskam und sich mit dem Thema „Rauch“ intensiv beschäftigt hatte. Bedrohlicher Qualm, in Wirklichkeit Nebelschwaden, wie sie aus der Disco bekannt sind, machte die Sicht auf die Dinge unmöglich, es sei denn, so der Erlebnisbericht, man geht ganz nahe ran. Die Fahrt auf dem Feuerwehr-Aufsitzrasenmäher über den von Stroh gezäunten Parcours, das „Feuerwehrgolfspiel“, bei dem mit Hilfe eines Laubbläsers ein Tennisball entlang einer Hindernisstrecke voranbewegt werden musste – all diese Attraktionen ergaben einen Teilnehmer-Stempel im Feuerwehrpass.
Ein hellblaues Riesenkuscheltier erlebte an diesem Tag sein „blaues Wunder“, denn als Unfallopfer wurde es unzählige Male auf einer Trage umhertransportiert und eben wieder und wieder gerettet. Einmal eingipsen gefällig? Die eigene Hand als Gipsabruck konnte man sich an diesem Tag mühelos anfertigen lassen, ebenso beim lebensgroßen „Tischkicker“, auf der Hüpfburg oder beim „Ball-Wegsprüh- Spiel dabei sein. Real an der Feuerstelle und virtuell am PC konnte man Brände löschen oder sich in der Fotoabteilung stolz mit Feuerwehrhelm ablichten lassen. Das Jugendrotkreuz, die DLRG-Jugend, der VfL oder die Volksbank machten all das möglich.
Rettungshunde im Einsatz
„Suchen, retten, helfen“ – Höchste Bewunderung konnte man an diesen beiden Tagen der Rettungshundestaffel des DRKs Kernen zollen, die, kreisweit die einzige ihrer Art, zeigte, was das Team „Mensch/Tier“ in der Rettung zu leisten vermag: ein Sprung aus der Höhe, ein enger Tunnel oder wirkliches Feuer – die Tiere scheuten vor nichts zurück und ließen sich von ihren Hundeführern vertrauensvoll über den Schau-Parcours leiten. Im Vertrauen vom Hund zum Menschen, verriet Staffelleiter Wolfgang Grieshammer, liege das Geheimnis dieser Arbeit. Zweimal wöchentlich trainieren die ehrenamtlich tätigen Hundeführer mit ihrer insgesamt 13 Hunde zählenden Staffel, die ausschließlich über Spenden finanziert wird. Die Tiere, die „privat“ alle Familienhunde sind, bekommen von ihren Hundeführern ihre Lieblingsfreizeitbeschäftigung – lebende vermisste Personen zu finden, spielerisch antrainiert, erklärte Grieshammer.
Nach einer Ausbildungszeit von zwei Jahren können die schnüffelnden Helfer auf vier Pfoten ihre Rettungshundeprüfung nach DINNorm ablegen, alle 18 Monate muss diese wiederholt werden. Etwa zwölf Mal im Jahr kommen die Rettungsteams bei der „Flächensuche“ zum Einsatz, sie werden dann von der integrierten Leitstelle auf Anforderung der Polizei oder der Feuerwehr auf den Plan gerufen. Vermisste Altenheimbewohner oder unter Schock umherirrende Unfallopfer gehören zur Hauptgruppe der aufzufindenden Personen. Trainiert wird in wechselndem Gelände, denn, ob Rassehund oder Mischling, die temperamentvollen und spielfreudigen Tiere sollen sich nicht an das Gelände gewöhnen. Jedenfalls – eine beachtliche Leistung des Ehrenamts, die bei Bedarf auch noch im weiteren Umland hilft.
Kreativ mit „Feuereifer“
Die „Rauchmalerei“, die ihre Premiere während der Ausstellung der Werke von John Cage hatte, bot das kreative Pendant zum Angebot der Floriansjünger. Gisela Sprenger- Schoch, Leiterin der Kunstschule, entfachte damit förmlich „Feuereifer“ bei den Kindern, die ihr zuvor in Wasser getränktes Papier in die Feuerschale legten, um es, der Farbe des verbrennenden Produkts entsprechend, mit einer rauchigen Schicht zu versehen: Kräuter hinterlassen einen Hauch von Grün, Stroh und Gehölz schafft Noten von Ocker bis Schwarz. Im Anschluss an dieses Verfahren konnten die Werke noch mit angesenkten Hölzern oder Spuren hinterlassenden Steinen bearbeitet werden.
Den Waiblingern, so lässt es sich beruhigt feststellen, muss es auch für die Zukunft nicht bang werden, wenn irgendwo ein Feuerwehreinsatz von Nöten sein sollte. Denn „ihre“ Jugendfeuerwehr hat an diesem Jubiläum schon „ohne Not“ bewiesen, wie einsatzstark sie ist mit wie viel Engagement sie sich ihren Aufgaben widmet.