27.02.2008 Rollendes Werkzeuglager hilft Leben retten
Fellbacher Zeitung Stetten Die Stettener Feuerwehr ist dank ihrem Rüstwagen auf fast alle technischen Einsätze vorbereitet
Stetten. Mit ihrem Rüstwagen verfügt die freiwillige Feuerwehr in Stetten über ein vielseitiges Hilfsmittel für technische Hilfeleistungen. Bei einer Übung am Montagabend haben die Retter ihren hohen Ausbildungsstand bewiesen.
Von Michael Käfer
Dichte Rauchwolken steigen aus den beiden ineinander verkeilten Fahrzeugen auf. Der grüne Traktor hat einen silberfarbenen Passat gerammt, ihn auf die linke Seite geworfen und die angebaute Ladeschaufel deckt zusätzlich die rechte Seite des Unglücksfahrzeugs ab. Im Inneren liegt ein schwer verletzter Mann und wartet verzweifelt auf Hilfe.
Bernd Großmann, Gerätewart der Stettener freiwilligen Feuerwehr, hat sich das realitätsnahe Szenario ausgedacht. Im Mittelpunkt der Übung, die am Montagabend auf dem Gelände der Kläranlage stattfand, stand der Umgang mit dem umfangreichen Ausstattungspaket des Rüstwagens, der wertvolle Werkzeuge und Maschinen gerade für solche Einsätze hat. Höchstens bei jedem dritten Alarm der Stettener Feuerwehr gilt es, einen Brand zu löschen. Weitaus häufiger sind technische Hilfeleistungen, beispielsweise die Rettung verunglückter Personen aus einem Unfallauto.
Für Einsatzleiter Stefan Wersch, den Bruder des Kommandanten Andreas Wersch, steht die patientengerechte Rettung im Vordergrund, wenn die Unfallumstände nicht ein möglichst schnelles Handeln erfordern: "Die Personen sollen so schonend wie möglich gerettet werden", sagt der 38-Jährige. Dazu üben die Stettener Feuerwehrleute regelmäßig mit der Schnell-Einsatzgruppe des Deutschen Roten Kreuzes Kernen (DRK). Deren Bereitschaftsdienstleiter Michael Filippi, 24, hat diesmal fünf Kollegen mitgebracht.
Fabian Zimmer, 17, der "Fahrer" des Passat und im wirklichen Leben Mitglied der Jugendfeuerwehr, liegt auf dem Spineboard. Das knallgelbe Tragegerät setzen die Helfer immer dann ein, wenn eine Verletzung an der Wirbelsäule nicht auszuschließen ist. Mühsam haben sie sich zuvor vom Heck des mit Stützen in seiner Lage stabilisierten Passats durch den Innenraum an den verletzten Fahrer herangekämpft. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, das Dach abzuschneiden oder durch die Frontscheibe an das Unfallopfer heranzukommen. Weil der zerbeulte Passat jedoch noch einige weitere Übungen aushalten soll, wählten die ehrenamtlichen Retter den lehrreichen Umweg
Zusätzlich zu ihrem Ausbildungsprogramm organisiert die Stettener Wehr sechs bis sieben Übungen, bei denen speziell am Rüstwagen trainiert wird. Statt eines Wassertanks hat das elf Tonnen schwere Allradfahrzeug einen Gerätefundus für Hilfseinsätze griffbereit an Bord. Dazu gehören eine hydraulisch betriebene Schere, ein Spreizer und mehrere Rettungszylinder, mit deren Hilfe Unfallopfer aus zerbeulten Fahrzeugen geborgen werden. Hebekissen, erklärt Bernd Großmann, "dienen zum Anheben von Fahrzeugen bis 54 Tonnen Gewicht." Mit dem Plasmaschneidgerät können störende Leitplanken aus dem Weg geräumt werden. Eine Gefahrstoffpumpe leitet brennbare Flüssigkeiten in ein 3000 Liter fassendes Auffangkissen. Die eigene Stromversorgung und ein Beleuchtungsmast ermöglichen Einsätze bei Nacht. Alle Rauchwolken über dem Unfallort haben sich übrigens rasch gelichtet. Nach wenigen Minuten war der Übungseinsatz erfolgreich beendet. Die zuvor absolvierte Stationsausbildung hat sich also gelohnt