31.08.2002 Helfer des DRK Ortsvereins Kernen bei der Jahrhundertflut in Meißen
Waiblinger Kreiszeitung Kernen (eha)
Am Sonntagvormittag des 18. August 2002 erreichte den DRK-Einsatzstab des DRK-Kreisverbandes Rems-Murr ein Hilferuf, daß dringend noch eine weiteres Team zum Betreiben einer Feldküche im Hochwassergebiet gebraucht wird. Umgehend wurden von Kreisbereitschaftsleiter G. Lepschy die entsprechenden DRK-Bereitschaften abgefragt. Um die Mittagszeit war ein Team von 6 Helferinnen und Helfern zusammengestellt. 4 Helferinnen und Helfer aus Burgstall sowie 2 vom DRK-Ortsverein Kernen, Frau Ingrid Fink und Herr Wolfgang Wagner als Einsatzleiter der Gruppe. Zu diesem Zeitpunkt wurde davon ausgegangen, daß ca. 600 – 800 Personen rund um die Uhr ca. 1 Woche von den Einsatzkräften der 2. Gruppe versorgt werden müssen. Parallel wurde kreisweit noch ein Profikoch gesucht, der zudem noch Erfahrung hat im Zubereiten von Portionsgrößen größer 500 Stück je Mahlzeit. Zu diesem Hilfeersuchen hat sich das DRK entschlossen, da sämtliche ausgebildete und erfahrene Köche bereits im Einsatz waren oder sich im Urlaub befanden. Bis 17.00 Uhr konnten wir leider noch keinen Erfolg verbuchen auf der Suche nach einem Profikoch. Unsere große Hoffnung war, daß sich ein Koch der Diakonie Stetten, der sich zu dieser Zeit noch im Urlaub befand, bei uns meldet. An dieser Stelle möchten wir ganz herzlichen Dank sagen für die Unterstützung und unbürokratische Hilfe der Diakonie Stetten. Allen voran Frau Volk vom Küchenteam, die uns bei der Suche sehr behilflich war sowie der Leitung der Diakonie Stetten, Herrn Förschel und Herrn Pfarrer Kottnik, die uns Ihre uneingeschränkte Hilfe zusagten. Herzlichen Dank. Nachdem das Team zusammengestellt war, jede Helferin und Helfer mit Ihren Arbeitgebern gesprochen hatte, mit den Familien die Urlaubsplanung kurzfristig geändert wurde, hat sich die Gruppe gegen 18.30 Uhr in Burgstall getroffen. Gerade dort eingetroffen, meldete sich telefonisch der soeben aus dem Urlaub zurückgekehrte Koch der Diakonie Stetten, Herr Steffen Köhler beim Bereitschaftsleiter Peter Schneider aus Kernen. Nach kurzer Schilderung der Situation sagte Herr Köhler spontan zu. Mit Herrn Köhler als Profikoch, konnte nun eine äußerst leistungsstarke Gruppe gegen 21.30 Uhr in Burgstall in Richtung Meißen starten.
In den Morgenstunden gegen ca. 4.00 Uhr ist das Team in Meißen eingetroffen und wurde vom stellv. Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes in Meißen, Herr Wiegratz in Empfang genommen. Bereits nach 3 Stunden Schlaf hieß es für das neu eingetroffene Team aufstehen. Um 8.30 Uhr wurde bereits das erste Frühstück für 87 Personen, die Ihr Hab und Gut verloren hatten sowie für 120 Einsatzkräfte in der zugewiesenen Schule gereicht. Da bereits reichlich Lebensmittel und Getränke in einem Kühlwagen zur Verfügung standen, konnte zu diesem Zeitpunkt schon ein Speiseplan für die ganze Woche erstellt werden. Auch auf kleine Wünsche konnte eingegangen werden, und so konnte als „Sächsische Spezialität“ Salzkartoffeln mit Kräuterquark und Leberwurst zum Mittagessen gereicht werden. Von allen Seiten wurden Essensspenden angeboten. Spontan hat sich ein Broiler-Wagen (Brathähnchen-Grillwagen) mit 150 gebratenen Brathähnchen angemeldet oder 300 kg Championsuppe wurden angeboten. Auch eine nicht betroffene Bäckerei spendet mehrfach Brötchen und Brote für 500 Portionen und entschuldigt sich noch, daß als Dreingabe nur 80 Stück Kuchen dazugegeben wurden. Jede Firma aus der Umgebung, die nicht vom Hochwasser betroffen war, war bereit, den „Nachbarn“ in jeglicher Art zu helfen. Da so viel Nahrungsmittel zur Verfügung standen, wurde das Menüangebot erweitert und täglich bis zu 600 Portionen je Mahlzeit hergestellt und verteilt. Besonders ans Herz gewachsen ist den Helferinnen und Helfern der benachbarte Kindergarten, der mit kindgerechtem Essen versorgt wurde. Auch aus den Reihen der Betroffenen melden sich immer wieder freiwillige Helfer, die nach Arbeit fragen. Hilfe von allen Seiten. In den folgenden Tagen bleibt den Helferinnen und Helfern kaum Zeit zum Schlafen. Neben der Hauptarbeit, der Zubereitung von Speisen, haben die Rotkreuzler auch noch ein Ohr für die Sorgen und Nöte der Hochwasseropfer oder werden zusätzlich noch zu medizinischen Erstversorgungen hinzugerufen. Auch für „Ihren Kindergarten“ übernehmen die Helfer die Nachtwache und entlasten somit die sowieso total überforderten Kindergärtnerinnen, die sich rund um die Uhr im Kindergarten befinden. Auch für ein Telefoninterview für Radio Energy hat sich der Einsatzleiter Herr Wagner noch Zeit genommen.
Da der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden muß, endet der Betreuungseinsatz bereits am Freitag den 23. August 2002. Die Flutopfer werden in anderen Räumlichkeiten untergebracht und die Rotkreuzler treten mit einem weinenden und einem lachenden Auge die Heimreise an. Am Freitagabend gegen 18.00 Uhr treffen die sichtlich erschöpften DRKler zusammen mit den 19 Kameraden aus dem ersten Team in Schorndorf ein und kehren nach einem kleinen Empfang nach Hause. Wir möchten uns bei allen Helferinnen und Helfern recht herzlich für Ihren großen Einsatz bedanken. Bis zum heutigen Tag waren 8600 Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes in den Hochwassergebieten im Einsatz! Auch Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger möchten wir stellvertretend unseren großen Dank zum Ausdruck bringen. Durch Ihre große Spendenbereitschaft kann den Opfern der Flutkatastrophe schnell geholfen werden.